Montag, 11. Juli 2016

Die Heide lebt wieder

Am Sonntag fuhren wir mit Kamera und Picknickkorb einfach mal los. Unseren ersten Halt nahen wir am Sukssesionspark Lieberoser Heide. Vie der Einheimischen um Cottbus herum erinnern sich noch an diesen ehemaligen Truppenübungsplatz der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Bis 1992 nutzten die sowjetischen, später russischen Soldaten dieses ehemalige deutsche Übungsgelände für die Ausbildung und für Manöver mit Truppen des Warschauer Paktes.
Oft war die B 168 gesperrt, wenn Panzer aus dem Unterholz brachen, Geschütze von einer Seite der Straße auf die andere Seite schossen und in den umliegenden Orten der Lärm dieser Übungsgefechte zu hören war. Danach kehrte Ruhe ein in dieser geschundenen Landschaft, zurück blieben Wüsten und manchmal karge Vegetation, große Flächen voller Blindgänger, also kein leichtes Erbe nach fünfzig Jahren militärischer Nutzung. Heute entsteht dort wieder ein Stück Normalität, Natur sich selbst überlassen erobert sich ihre Heimat zurück und nach nunmehr vierundzwanzig Jahren wachsen Wunden zu. Vom einstigen Feldherrenhügel, dem Kommandobunker bei großen Manövern, kann heute der Naturfreund sich am Werden eines neuen Waldes erfreuen. Es ist erstaunlich, wieviele Insekten in dieser Heideflora Nahrung finden. Überall rascheln im Laub am Boden kleine Tiere und wenn man es möchte, kann man von Lieberose aus an Führungen durch die Heide teilnehmen. Für uns war es nur ein erster Erkundungsgang auf diesem zwei Kilometer langen Lehrpfad.
Nach diesem Rundgang fuhren wir etwas weiter, Lieberose lädt zu einem kleinen oder auch längeren Halt ein. Mitten in der Stadt steht hinter dem Rathhaus die zerstörte Stadtkirche, einzig der Turm steht unbeschädigt und wer einen Blick in das Innere der Ruine wirft, sieht ein fingerdickes Kabel über der ehemaligen Wand hinter dem Altar zum Turm hoch laufen.
In Teilen ist noch die Inschrift lesbar, die wohl lautete:

"Er aber sprach: Ja selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren."

Nehmen wir es als Mahnung zum Frieden, nur wenige Kilometer vom Truppenübungsplatz und Angesichts der Kirchenruine in Lieberose. Gleich daneben steht die neue Stadtkirche, ehemals die wendische Kirche, denn Lieberose befindet sich ja auch am Rande des Spreewaldes, genauer im Oberspreewald. Wer möchte, kann natürlich die Darre besuchen oder auch das Außenlager Jamlitz vom KZ Sachsenhausen und nach dem Krieg Internierungslager der sowjetischen Besatzer.

Weiter ging es nach Friedland, dort rechts ab ins Schlaubetal bis zum Parkplatz Wichernsee.
Direkt an der Schlaubemühle können leider nur Gäste parken, aber am See gehen mehrere Wanderwege los. Wer es mag kann imSchlaubetal zu fuß oder mit dem Rad unterwegs sein.
Wir gingen etwas auf Schusters Rappen, packten auf einen Bank den Picknickkorb aus und in herrlicher Ruhe genossen wir unser mitgebrachtes Brot. Frisches Brot abschneiden, Käse und Wurst, Eier und Gemüse, es war wir früher in Kindertagen, als man mit Oma und Opa loszog oder Wandertag in der Schule. Wir fuhren ja noch nicht auf Klassenfahrt nach Mallorca oder zum Wintersport in die Alpen, hier wären es die Ostsee oder die südlichen Mittelgebirge gewesen.

Vom Wichernsee dann noch ein kleiner Abstecher nach Beeskow, vorbei an der alten Burg in das Zentrum der Stadt. Kaffee trinken und Obstkuchen essen, es war ja schließlich Sonntag. Weil wir nur Kaffee trinken wollten, blieb die Kamera im Kofferraum, leider. Denn wir spazierten noch etwas durch die Gassen, kamen am ältesten Haus Beeskows vorbei, gingen auch hinein und waren mehrere hundert Jahre in die Vergangenheit geraten. Bis 1987 bewohnt, begannen noch in DDR-Zeiten Sanierungs - und Rettungsarbeiten. Heute kann der Besucher das Haus besichtigen, außer Montags.
Es ist Heimstatt des Beeskower Kunstkreises und im Besitz der Stadt Beeskow.
In der Burg Beeskow finden regelmäßig Ausstellungen statt und es werden dort Kunstwerke aus dem Schaffen von DDR- künstlern gesammelt.

http://www.kunstkreis-beeskow.de/

Gleich neben diesem Haus steht die im Wiederaufbau befindliche Stadtkirche Beeskows, auch sie ein Opfer des Krieges. Im Inneren ist eine Ausstellung, man läuft über Platten und Teppichboden, weil der richtige Boden noch fehlt. An den Seiten sieht man zum Teil noch Fundamente und an einigen Stellen sind die Brandspuren am Gemäuer zu erkennen.

Dieser Ausflug zeigt die schönen Seiten der Lausitz, wir haben nicht nur Tagebaue und Kiefernwald, sonder auch sehr viele Seen, Laub - und Mischwälder und ganz viele nette Dörfer und Städte, natürlich auch nette Menschen. Aber nun zu den Fotos, denn was ist ein Reisebericht, wenn auch kurz, ohne Fotos?

Am Ende, nach den Fotos, gebe ich noch einige Links hinzu. Nur für die Besucher meiner Seite, die sich weiter informieren möchten, ist natürlich ein Spaß.
Die Lausitz ist wirklich schön und sehenswert.



vom Parkplatz in das Sukssesionsgebiet


Blumen in scheinbarer Einöde


erobern das karge Land


dort fuhren früher die Panzer zur Schießbahn


wer möchte, kann einen Blick aus dem Fenster wagen, das Überschreiten 
der Absperrung ist aus Sicherheitsgründen nicht ratsam


Blick zum Feldherrenhügel mit seinem Bunker


wo früher Stiefel der Soldaten gingen


wachsen wir


und breiten uns aus


kein Fehler im Foto, es ist der Blick aus einer Bunkerscharte


Blick zum Hubschrauberlandeplatz


Trockenrasen, Grundlage für zukünftige Besiedlung durch
andere Pflanzen


tote Fenster sind wie tote Augen


Ruine der Kirche Lieberose


sie scheint sagenzu wollen:"Hört auf mit all dem Wahnsinn!"


im Inneren Pfeilerstümpfe der dreischiffifigen Kirche


hinter dem Altar, unterm Glockenturm


beide Kirchen Lieberoses


da unten fließt die Schlaube, ein kleiner Bach als Namensgeber
einer Landschaft


Wichernsee


Fischteich am Wichernsee


auch Seerosen wachsen dort


und Schirmpilze gibt es auch schon


Wander - und Radweg am Wichernsee






 




1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Wie immer wunderschöne Bilder, deine Kommentare sind wieder einmal SEHR passend !!!